Über Zugvögel und Wintergäste. Vögel im Herbst

Als ich neulich zum Herbstfest der Wildnisschule Hoher Fläming nach Bad Belzig fuhr, da waren sie unübersehbar: Kraniche links und rechts der Autobahn, in den abgeernteten Stoppelfeldern. Die großen grauen Vögel  mit ihrem fluffigen Federkleid machen dort Rast auf ihrem Weg in den Süden.

Immer wenn ich die Kraniche sehe und höre (ihre trompetenartige Schreie hört man weit übers Land), kommt mir das Lied „Kranich am Himmel, sing von der Welt, sing in mein Herz“ in den Sinn. Kennt ihr das Lied? Ich wollte es euch gerne verlinken, habe aber keine gute Aufnahme gefunden.

Doch auch wenn ihr nicht im Kranichdurchzugsgebiet lebt, dann gibt es jetzt allerhand zu beobachten und zu bemerken. Denn jetzt ist Reisezeit bei den Vögeln.  Bereits auf den Weg gemacht haben sich die Störche im August, sie fliegen über verschiedene Routen bis West- und Zentralafrika. Ebenfalls abgeflogen sind bei uns die Schwalben. Von einem auf den anderen Tag waren sie weg. Auch die Schwalben überqueren die Sahara auf ihrem Weg in den Süden.

Andere Vögel, die wir erst im Frühling wiedersehen werden: Kuckuck, Neuntöter, Pirol, Wiedehopf, Fitis, Nachtigall, Hausrotschwanz, Wespenbussard, Mauersegler, Singdrossel – sie alle entfliehen dem grauen Winter in Mitteleuropa.

Warum eigentlich? Gut, dass Wetter ist nicht schön, aber liegt es wirklich daran? Schnee gibt es ja doch nur noch selten (zumindest bei uns im Norden Deutschlands).

Geheimnisse der Vögel: Warum ziehen Zugvögel?

Es liegt an der Ernährung. All die oben genannten Vögel ernähren sich von Insekten. Mücke, Käfer und andere Insekten überleben die niedrigen Wintertemperaturen in Mitteleuropa nicht, darum müssen ihre Vertilger in wärmere Gefilde ausweichen. Vögel, die sich hingegen von Körnern und Beeren ernähren, müssen nicht ziehen, da sie auch bei niedrigen Temperaturen Nahrung finden.

Doch der Abflug der Zugvögel heisst noch lange nicht, dass es nun leer wird in unseren Wäldern, denn jetzt kommen auch Gäste zu uns. Wasseramsel, Bergfinken und Rotdrosseln sind nur einige der Vögel, die ihr Winterquartier bei uns in Deutschland aufschlagen.

Die Vögel gehören zu unseren Wintergästen: Die Seidenschwänze
Seidenschwänze kommen in manchen Winter zu Scharen zu uns. Sie ernähren sich besonders gerne von Vogelbeeren.

 Die Seidenschwänze sind kaum zu übersehen, wenn sie in großen Schwärmen bei uns einfallen (darum heißen sie auch Invasionsvögel), aber die meisten anderen sind gar nicht so einfach zu entdecken. Denn sie sind nicht nur unauffällig, sondern sie singen gar nicht. Genauso wie unsere eigenen Singvögel ganz leise geworden sind. Kein Gesang erfüllt mehr die Morgenstunden, es ist still geworden da draußen.

Warum singen die Singvögel im Winter nicht?

Singvögel singen zur Balz im Frühjahr und zur Reviermarkierung später im Jahr. Sobald die Jungvögel  ihr Nest verlassen, werden die Reviere aufgegeben und müssen darum auch nicht mehr verteidigt werden. Viele Vögel tun sich jetzt in größeren Gruppen zusammen, die gemeinsam auf Futtersuche gehen. Darum ist es so still geworden.

Der Zaunkönig gehört zu den Standvögeln, das sind Vögel, die hier bleiben.
Der Zaunkönig hat eine gewaltige Stimme.

Es gibt ein paar Ausnahmen, zu ihnen gehört der Zaunkönig. Der Zaunkönig hat sowieso ein gewaltiges Stimmvolumen im Vergleich zu ihrem Körper und er singt auch im tiefsten Winter noch, das habe ich auf meinem Sitzplatz auch schon erlebt.

Nicht zu den Singvögeln gehören, aber trotzdem sehr vernehmbar sind jetzt die Eulen, Uhus und Käuze, die im Herbst mit der so genanten Herbstbalz beginnen.

Auch hier haben die Jungen das elterliche Revier bereits verlassen. Im Gegensatz zu den Singvögeln machen sich jedoch die jungen Männchen gleich auf die Suche nach einem eigenen Standort. Die etablierten Männchen „singen“ in dieser Zeit, um ihr Revier zu verteidigen und verstärken auf diese Weise die Bindung zu ihren Weibchen.

Waldkäuze. Auch diese Vögel bleiben hier.
Die Herbstbalz der Waldkäuze geht bis in den November hinein.

Die Eulen sind ja nachtaktive Vögel, d.h. wenn ihr jetzt nachts in den Wald geht, dann könnt ihr sie hören. Traut ihr euch? Ich finde es ja auch nicht ganz einfach nachts unterwegs zu sein. Es kostet mich jedes Mal auch Überwindung. Doch immer, wenn ich es schaffe, dann fühle ich mich hinterher reich belohnt.

Aber auch, wenn ihr nicht nachts im Wald unterwegs sein wollt, möchte ich euch einladen, genau hinzusehen, wer bei euch am Himmel unterwegs ist. Hört ihr die Schreie der Gänse? Das Trompeten der Kraniche? Seht ihr die Starenschwärme? Wann machen sie sich auf den Weg in den Süden?

Literatur zum Weiterlesen:

Ralph Müller, Die geheime Sprache der Vögel. AT Verlag 2010. Es gibt nichts, was Ralph Müller nicht über Vögel weiß. Ein umfassendes und sehr schön gestaltetes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.

Jon Young, What the robins knows. Mariner Books 2013. Einer der Begründer der Wildnispädagogik über die vielfältigen Botschaften der Vögel. Ein tolles und grundlegendes Buch, das bisher leider noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Generell einfach zu lesen, allerdings musste ich viele amerikanischen Vogelnamen nachschlagen.

P.S. Die Photos auf dieser Seite stammen von Pixabay und können ohne Copyrighthinweis verwendet werden.

5 Kommentare zu „Über Zugvögel und Wintergäste. Vögel im Herbst“

  1. Ganz herzlichen Dank für die schöne und informative Zusammenfassung. Ich nehme mir jedes Jahr aufs Neue vor, mich mal einzulesen was die Vogelbesatzung angeht, und jedes Mal tue ich es dann aus irgendeinem Grund doch nicht. Umso mehr freut mich dein Text hier mit den tollen Bildern! Wirklich schön geschrieben!
    Lieben Gruß
    Gabi

    1. Liebe Gabi, vielen Dank für deine lieben Worte, ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich werde auch in Zukunft weiter über die Vögel berichten und bin begeistert, wenn das hier auf Zustimmung stößt. Liebe Grüße Kathrin

  2. Pingback: Spurenlesen, Nachtwanderung und mehr: Naturverbindung im Januar • Waldweg

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