Trittsiegel

Tracking – Spurensuche für Anfänger

Letzte Woche war ich ja beim Wolfstracking (Bericht hier) und dabei habe ich nicht nur viel über den Wolf gelernt, sondern auch ganz viel über das Tracken von Tieren, die vor unserer Haustüre leben. Denn das sind immer viel mehr als uns bewusst ist. Viele der Tiere sind nachtaktiv, d.h. wir sehen sie einfach nie. Waschbären zum Beispiel können jahrelang unendeckt bleiben, solange sie nicht anfangen, den Müll nach Essbaren zu sortieren. Die einzige Möglichkeit, diesen heimlichen Tieren auf die Spur zu kommen, ist es, ihre Spuren zu lesen.

Spuren zu lesen ist eine Wissenschaft für sich und auch anerkannte Fährtenleser, wie z.B. Greg Sommer, einer der beiden Kursleiter des Wolfstrackingseminar, sagt über sich, dass er immer noch Neues lerne, dass man nie fertig ist.

Doch irgendwo muss man ja mal anfangen und genau dazu möchte ich euch heute verlocken. Zu Spuren gehören übrigens nicht nur Trittsiegel im Boden, sondern auch Losung und Fraßspuren und vieles mehr.

Was sind Spuren: Trittsiegel

Fangen wir mit den Trittsiegeln an. Ich konnte mir das nie merken, wer wie viele Zehen hat, folgender Exkurs hat mir dabei geholfen:

Fußentwicklung bei Säugetieren:

Ursprünglich hatten alle Säugetierformen fünf krallenbewehrte Zehen an vier Füßen und waren Sohlengänger, die mit dem ganzen Fuß auftraten. Ein paar, so wie Bär und Dachs, sind es bis heute geblieben. Die Tiere, die sich schneller bewegen mussten, um an Nahrung zu kommen, fingen an, nur mit den Zehen oder Zehenspitzen aufzutreten, so wie wir es beim Joggen tun. Sie wurden zu Zehengängern oder Zehenspitzengängern. Bei ihnen verminderte sich die Anzahl der Zehen. Die fünfte Zehe verschwand häufig, das war bei Hundeartigen und Katzenartigen der Fall. Bei einigen extrem schnellen Tieren entwickelten sich die zwei äußeren zurück, und die Krallen wurden zu Schalen (Huftiere).

Um also Tiere anhand eines Trittsiegel zu identifizieren, solltet ihr auf folgende Faktoren achten. Zahl der Zehen, der Krallen, Form und Größe der Ballen und ihre Stellung im Verhältnis zueinander.

Um das jetzt mal ganz pragmatisch auf eure Umgebung zu übertragen:

Wichtig beim Tracking: Trittsiegel
Wer war das?

Wer lebt denn bei euch: Katze, Hund, Maus? Ja, genau und mit deren Spuren könnt ihr auch gut anfangen. Schaut doch mal, welche Spuren ihr auf und neben den Wegen so findet.

Ein kleiner Tipp zur Unterscheidung: Sowohl Hunde als auch Katzen haben vorne und hinten vier Zehen. Einen entscheidenden Unterschied gibt es aber zwischen den beiden: Beide haben zwar Krallen, aber nur beim Hund sind diese sichtbar, da die Katzen ihre Krallen beim Laufen einziehen.

Ähnliche Abdrücke wie der Hund haben noch der Wolf (über die Unterschiede habe ich hier letzte Woche geschrieben) und der Fuchs. Beim Fuchs ist das Trittsiegel insgesamt ovaler und die beiden vorderen Zehen sind nach vorne abgesetzt. Außerdem ist der Mittelhandballen kleiner.

Solltet ihr hingegen vier Zehen vorne und fünf hinten sehen, dann habt ihr es mit einem Nagetier zu tun. Bei Mäusen, Ratten, Eichhörnchen, aber auch beim Biber ist das der Fall.

Fünf Zehen vorne und fünf hinten weisen auf die Marderfamilie hin: Steinmarder, Baummarder, Dachs, Iltis, Fischotter gehören hier dazu.

Wichtig beim Tracking: Trittsiegel
Wer war hier unterwegs?

Zwei große Schalen, zwei kleine nachgelagert: das habt ihr bestimmt schon einmal gesehen, das sind die Trittsiegel der Paarhufer: Reh, Damwild, Schaf und auch Steinbock.

Natürlich drücken sich nicht immer alle Zehen bilderbuchmäßig ab. Häufig begegnet man auch Trittsiegel, wo sich nur die mittleren Zehen abgedrückt haben, und die äußeren fehlen.

Was sind Spuren: Losung

Doch nicht nur Trittsiegel verraten uns die Anwesenheit der Tiere, auch Kot oder Losung erzählt uns, wer hier unterwegs war.

Wichtig beim Tracking: Losung
Was hat dieses Tier gegessen?

Dabei ist nicht nur das Aussehen, sondern auch der Ort entscheidend: Der Fuchs wählt sich immer auffallende Stellen (Steine, Baumstümpfe etc.) für seine Ausscheidung, sie dienen auch als Reviermarkierung und sollen nicht übersehen werden. Auch der Baummarder benutzt Kot als Reviermarkierung und benutzt auffallende Stellen.

Anders der Dachs: Er ist ein sehr reinliches Tier und gräbt in der Nähe seines Baus eine so genannte Latrine.

Neugierig geworden? Das war nur ein Anfang, zum Tracken gehört natürlich noch sehr viel mehr. Doch ich hoffe, ihr habt jetzt Lust, herauszufinden, wer noch alles vor eurer Haustür lebt.

Wenn ihr mehr wissen wollt: Hier findet ihr das Interview mit Paul Wernicke von der Wildnisschule Hoher Fläming, der eine Weiterbildung in Fährtenlesen anbietet.

Literatur:

Ohnesorg/Scheiba, Tierspuren und Fährten erkennen und bestimmen. Bassermann 2012.

M.Bouchner, Der Kosmos-Spurenführer. Spuren und Fährten einheimischer Tiere. Kosmos 1987.

Bang/Dahlström, Tierspuren. BLV 1977.

Young/Morgan, Animals Tracking Basics, Stackpole Books 2007.

Eckhard Grimmberger, Die Säugetiere Mitteleuropas beobachten und bestimmen. Quelle&Meyer 2014.

2 Kommentare zu „Tracking – Spurensuche für Anfänger“

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