Erste Hilfe

Zecken, Wespen und co: Erste Hilfe im Wald

Die Kohlmeisen singen ihren Reviergesang, die ersten zarten Gierschpflänzchen kommen heraus, Der Frühling ist nicht mehr weit. Bei uns scheint die Sonne gerade wunderschön, und so macht es richtig Spaß rauszugehen. Auch mit der Kindergruppe war ich letztes Woche zum ersten Mal wieder unterwegs. Damit das auch für alle ein unbeschwertes Vergnügen wird, ist es wichtig, sich vorher über mögliche Risiken und Gefahren zu informieren. Darum habe ich neulich einen DRK-Auffrischungskurs „Erste Hilfe für Kinder“ besucht.
Generell kann ich so einen Auffrischungskurs jedem empfehlen, vieles hat sich nämlich in den letzten Jahren verändert.

So war mich zum Beispiel neu, dass man blutende Wunden nicht mehr vor dem Verbinden desinfiziert, sondern nur mit fließendem Wasser auswächst. (Grund: Die Gefahr, dass bei der Desinfektion weitere Keime in die Wunde gelangen ist zu hoch, man geht heute davon aus, dass das Blut alles ausschwemmt.)

Erste Hilfe für unterwegs

So sieht mein Erste-Hilfe Kit für den Wald aus. Nicht im Bild sind die Sofort-Kühlkissen, die musste ich tatsächlich bestellen, da die Apotheke sie nicht vorrätig hatte.

Erste Hilfe im Wald
Erste Hilfe Kit

Rettungsdecke
Zeckenzange
Mullbinden
Schere
Pflaster
Wundkompresse
Wärmekissen
Einmalhandschuhe

Solltet ihr doch mal in die Situation kommen, wo es ratsam ist, einen Rettungswagen zu rufen (und auch hier gilt ja, lieber einmal zuviel als zuwenig), und ihr seid mitten im Wald, dann solltet ihr vorher über Google Maps eure Koordinaten herausgesucht haben, um diese an die Einsatzzentrale weiterzugeben. Die Einsatzzentrale kann euch zwar orten, das ist technisch kein Problem. Aufgrund der aktuellen Rechtslage muss der Einsatzleiter dann aber erst das Okay vom Richter einholen, bevor der Rettungswagen losfahren kann, d.h. der Einsatz verzögert sich um ca 20-30 min.

Es gibt übrigens eine Erste Hilfe App des DRK, in der eine automatische Standortbestimmung integriert ist und die einem bei Notfällen assistiert.

Doch das ist ja nun wirklich die Ausnahme, hier ein paar Tipps bei harmloseren Geschehnissen:

Insektenstiche

Insektenstiche sollten gekühlt werden, dafür habe ich die Sofort Kühlkissen dabei. Sollte es nach dem Stich zu einer allergischen Reaktion kommen oder der Stich im Rachenraum erfolgt sein, müsst ihr auf jeden Fall den Rettungswagen rufen, da die Atemwege durch die Anschwellung behindert werden und die Gefahr des Erstickens besteht.

Aus diesem Grund vermeide ich im Sommer süße und klebrige Nahrungsmittel. Auch Säfte führen wir nicht mit (Wasser ist sowieso immer am besten).

Zecken

Zecken sind an sich harmlos. Manche Zecken sind jedoch Träger von Borreliose und vor allem in Süddeutschland FSME und können diese an den Menschen übertragen (eine Übersicht über die FSME Risikogebiete findet ihr hier. ). Darum ist bei Zecken wirklich Vorsicht geboten.

männliche Zecke
Copyright: André Karwath Aka

Der beste Schutz gegen Zecken sind lange Kleidung und eine Kopfbedeckung. (Es gibt natürlich auch entsprechende Sprays und alternativen Methoden. Ich habe da bisher noch nichts wirklich überzeugendes gefunden, falls eine*r von euch da etwas empfehlen kann, würde ich mich sehr darüber freuen.)

Sollte sich doch einmal eine Zecke bei euch oder einem Kind festgebissen haben, dann sollte diese so schnell wie möglich mit der Zeckenkarte oder einer speziellen Zeckenzange (gibt es beides für wenig Geld in der Apotheke) entfernt werden. Bitte nicht ersatzweise eine Pinzette benutzen, da die Zecke dann unmittelbar vor dem Entfernen Stress ausgesetzt wird und dadurch Giftstoffe ins Blut entlässt. Nach dem Entfernen der Zecke kann man die Bissstelle mit einem Kreis markieren, damit eine eventuell später auftretende Wanderröte lokalisiert werden kann.

Generell sollte man sich und die Kinder nach einem Aufenthalt im Wald immer nach Zecken absuchen, sie werden ab ca. 7 Grad Celsius aktiv. Je schneller die Zecke entfernt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Tollwut

Eine weitere gefährliche Krankheit, die durch befallene Tiere übertragen wird, ist Tollwut. Die häufigste Übertragung erfolgt durch betroffene Hunde, allerdings kann die Krankheit auch durch Bisse von Füchsen und Fledermäusen erfolgen. Anzeichen für eine Erkrankung sind mangelnde Scheu, Schaum vor dem Mund, erste Lähmungserscheinungen. Sollte es zum Biss durch ein verdächtiges Haus- oder Wildtier gekommen sein, dann ist eine postexpositionelle Impfung möglich.

Generell ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich, da die Tollwut in Deutschland recht erfolgreich bekämpft worden ist (mehr Informationen hier). Der letzte Tollwutfall bei einem Menschen ist in Deutschland 2007 gemeldet worden und in diesem Fall war der Betroffene in Marokko von einem streunenden Hund gebissen worden.

Wildschweine und Wölfe

Tierbegegnungen sind in Deutschland (im Gegensatz zu Ländern, wo es Bären gibt) im Allgemeinen ungefährlich. Das gilt auch für Wildschweine und Wölfe. Wildschweine sind sehr scheue Tiere, die man nur mit viel Glück überhaupt zu Gesicht bekommt. Sollte es doch einmal zu einer Begegnung kommen, so sollte man sich ruhig zurückziehen, und das Wildschwein auf keinen Fall angreifen oder mit einem Stock provozieren.

Auch Wölfe, die sich inzwischen in Teilen Deutschlands wieder angesiedelt haben, sind an sich scheue Tiere, die die Menschen meiden. Zu Wölfen werde ich Mitte März mehr schreiben, dann bin ich nämlich auf einem Wolfstrecking Workshop bei der Wildnisschule Hoher Fläming gewesen.

Ebenfalls in einem der nächsten Posts werde ich mich mit giftigen Pflanzen und deren essbaren Zwillingen beschäftigen.

Mit diesem Wissen fühle ich mich gut ausgestattet und gerüstet für weitere Abenteuer im Wald. Denn auch, wenn das alles jetzt abschreckend wirkt, so darf man doch nicht vergessen, dass die meisten Unfälle zuhause oder auf der Straße passieren und weniger draußen in der Natur.

Und auch die Kinder, mit denen ich letztens unterwegs war, hatten am Schluss alle glänzende Augen und waren sehr fröhlich. Passiert ist übrigens nichts, noch nicht einmal ein kleiner Kratzer. Aber wenn es der Fall gewesen wäre, so wäre ich vorbereitet gewesen.

 

P.S. Dieser Blogpost dient nur der allgemeinen Information und kann natürlich keinen Erste-Hilfe Kurs ersetzen. Bei Interesse findet ihr hier die Informationen eures örtlichen DRK.

3 Kommentare zu „Zecken, Wespen und co: Erste Hilfe im Wald“

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