Naturverbindung im Frühsommer: Johanniskraut und Mädesüß.

Johanniskraut und Mädesüß wachsen an sehr unterschiedlichen Standorten, aber sie sind beides Pflanzen, die für mich zutiefst mit dem Frühsommer verbunden sind.

Wenn ich jetzt an der Bille entlanggehe, dann ist das ganze Ufer ein Meer von Mädesüß. Der Duft ist unglaublich, ich fühle mich dann wirklich in eine magische Märchenwelt versetzt.e15cf92f-3b9d-4104-8af4-8dd871768cdd

Ganz anders das Johanniskraut, das ich erst dieses Jahr so richtig für mich entdeckt habe (mehr darüber im Blogpost von letzter Woche). Seitdem der Knoten geplatzt ist, sehe  ich überall seine kleinen goldgelben Sonnen, die den manchmal tristen norddeutschen Sommer erleuchten.

5dfaa0a2-b4a6-42e0-8f70-5812cd00f19eDann muss ich nicht erst bis zum Winter warten, um mich an seiner Heilkraft zu erfreuen: Johanniskraut gilt als die lichtspendende Pflanze, in der die Kraft des Sommers gespeichert ist. So ist Johanniskraut ein anerkanntes Mittel bei Depressionen (für eine richtige Kur braucht man allerdings eine sehr hohe Dosierung, die teilweise nur vom Arzt verschrieben werden kann.)

Aber auch in kleineren Mengen kann Johanniskrauttee helfen, an schwermütigen Tagen Lebensfreude zu finden.

Allerdings sollte man auch im sonnenarmen norddeutschen Sommer aufpassen: Johanniskraut macht lichtempfindlich und sollte darum nur vorsichtig verwendet werden.

Doch auch wenn die Sonne scheint, ist Johanniskraut eine ungemein nützliche Pflanze. So hilft z.B. ein Ölauszug gegen Gelenkschmerzen. Dafür frisch gesammelte Blüten mit Olivenöl bedecken und dann ca. 4 Wochen warten. Dann filtern und in einer dunklen Flasche aufbewahren.

Traditionell wird Johanniskraut zur Sommersonnenwende gesammelt.  Wenige Tage später, am 24. Juni ist auch Johannistag, dann werden in vielen Teilen Deutschlands die Johannisfeuer entzündet. Auch wenn der Juni schon vorbei ist, die Johanniskrautzeit ist es noch nicht: Bei uns im Norden blüht Johanniskraut im Moment überall: auf Magerwiesen, an Straßenrändern und auf Abbruch- und Schutthalden.

Sehr schön kann man auch mit Johanniskraut färben, vor allem bei Wolle habe ich wunderschöne Farbtöne erzielt, je nach Menge von tiefrot bis hellgelb. Dafür braucht man leider ziemlich große Mengen, die Färbeflotte ist auch nicht so ergiebig wie beim Weißdorn (aber das ist auch die Ausnahme). Die drei dunkleren Wollstränge wurden alle  mit derselben Färbeflotte gefärbt. (Eine kleine Einführung ins Färben findet ihr hier.)

 Johanniskraut bevorzugt trockene Lagen, ganz anders das Mädesüß, das man vor allem auf feuchten Wiesen, an Bächen und Flüssen findet. Mädesüß kann man in der Tat gut an seinem Duft erkennen – mich erinnert der Duft an Mandel und Vanille.

Darum kann man Mädesüß auch hervorragend zum Süßen von Süßspeisen verwenden: Mit Schlagsahne auf frischen Brombeeren oder als süße Blüten-Milch.

Mädesüß enthält Salicylsäureverbindungen, wie sie auch in Aspirin vorhanden sind. Ein Tee aus den Blüten soll Kopfschmerzen lindern, von einem übermäßigen Genuss wird abgeraten, da die Säureverbindungen die Magenschleimhaut reizen können.

Am besten sollte man die Blüten direkt nach dem Sammeln verarbeiten. Man kann sie auch an einem warmen luftigen Ort (jedoch nicht direkt in der Sonne) trocknen und dann in einem dunklen Glas oder Teedose aufbewahren.

Ein weitere Möglichkeit Mädesüß zu verarbeiten ist, Massageöl aus den Blüten herzustellen: Blüten in einem Glas mit Mandelöl übergießen, und vier Wochen lang stehen lassen. Dann abseihen. Der Ölauszug soll bei Schmerzen helfen und ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln. (Dieses Rezept stammt aus dem Buch „Meine Pflanzenmanufaktur“ von Ursula Stumpf, s.u.)

Was sammelt ihr im Sommer? Was sind eure Sommerpflanzen? Ich würde mich freuen, von euch zu lesen.

Weiterführende Literatur:

Ursula Stumpf, Meine Pflanzenmanufaktur, Kosmos Verlag, Stuttgart 2016.

Eva-Maria und Wolfgang Dreyer, Wildkräuter, Beeren und Pilze, Kosmos Verlag, Stuttgart 2015.

2 Kommentare zu „Naturverbindung im Frühsommer: Johanniskraut und Mädesüß.“

  1. Das Mädesüß habe ich kürzlich das erste Mal wahrgenommen. Es wuchs an einem Bach und ich kannte es nicht wirklich, aber ich ahnte, daß es das sein könnte. Es saßen Schmetterlinge in den wohlriechenden Blüten. Ein schöner Anblick 🙂 Schön, deine Farben. Es kommt doch eine schöne Farbpalette dabei heraus !

  2. Pingback: Färbepflanzen vor der Haustür: Johanniskraut • Waldweg. In der Natur zuhause

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